ADHS im Beruf - ADHS und die Arbeitswelt

adhs im beruf

In einer von Fuermaier et al. (2021) in PubMed Central durchgeführten Studie wurde festgestellt, dass die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bei Erwachsenen mehrere Bereiche des täglichen Lebens beeinträchtigt. Unter diesen Bereichen nimmt die Arbeit eine wichtige Rolle ein und ist aufgrund ihrer kognitiven Anforderungen anfällig für Komplikationen im Kontext der ADHS. Die Studie untersuchte vorrangig die arbeitsbezogenen Probleme, mit denen von ADHS betroffene Erwachsene konfrontiert werden. Außerdem ergründeten sie den Zusammenhang zwischen ADHS-Symptomen und neuropsychologischen Testleistungen.

Die Teilnehmer der Studie berichteten, dass sie mit arbeitsbezogenen Problemen zu kämpfen haben, insbesondere damit, dass sie den Ansprüchen und ihrem eigenen Potenzial nicht gerecht werden können. Gleichwohl habe sich dies selten in negativen Leistungsbewertungen am Arbeitsplatz oder im Verlust der Stelle niedergeschlagen. Die Probleme am Arbeitsplatz standen in starkem Zusammenhang mit den Symptomen der Unaufmerksamkeit und Prokrastination. Andererseits erwies sich die neuropsychologische Testleistung der Studienteilnehmer nicht als aussagekräftiger Prädiktor für das Funktionieren am Arbeitsplatz.

Eine Studie in der Revista Caribena de Psicologia (2020) dokumentierte die Auswirkungen von ADHS auf die Arbeitsleistung und das Arbeitsengagement. Die Ergebnisse zeigen, dass ADHS einen direkten Einfluss auf die Aufgabenleistung und kontraproduktive Arbeitsverhalten hat, aber keinen Einfluss auf das Verhalten der Mitarbeiter als Teil und oder im Zusammenhang mit der Organisation. Von einer ADHS betroffene Männer zeigten öfter kontraproduktives Arbeitsverhalten als Frauen.

Warum haben es viele Erwachsenen mit ADHS in der Arbeitswelt schwer? 

In einer von Harpin (n.d.) durchgeführten Studie des BMJ Journals wurde festgestellt, dass 60 % der Personen, die in der Kindheit ADHS-Symptome zeigten, auch im Erwachsenenalter Schwierigkeiten haben. Diese Erwachsenen erleben gehäuft Misserfolgen bei der Arbeit und probieren oft verschiedenste Jobs aus, bis sie einen finden, in dem sie mit trotz bzw. dank ihrer Fähigkeiten und Defizite erfolgreich sind. In auffällig häufigen Fällen entscheiden Sie sich für eine selbstständige Tätigkeit. ADHS-Erwachsene haben auch gehäuft mit zwischenmenschlichen Schwierigkeiten im Umgang mit Arbeitgebern und Kollegen zu kämpfen. Diese Probleme verstärken sich, wenn sie mit Verspätungen, Fehlzeiten, übermäßigen Fehlern und der Unfähigkeit, das angestrebte Arbeitspensum zu bewältigen, einhergehen.

 

Wie schneiden Erwachsene mit ADHS am Arbeitsplatz ab?

 

Einem Bericht der Organisation SHRM (2020) zufolge liegt die Prävalenz von ADHS in den USA bei 4 %, wobei nur 20 % diagnostiziert oder behandelt werden. Belynda L. Gauthier, HR-Expertin und Vorstandsvorsitzende von CHADD (Children and Adults with Attention-Deficit/Hyperactivity Disorder), einer nationalen gemeinnützigen Organisation, sagte, dass ADHS einen erheblichen Einfluss auf die Produktivität der Mitarbeiter haben kann und einen noch größeren Einfluss darauf, wie diese Mitarbeiter wahrgenommen werden. Indes haben viele Erwachsene mit ADHS eine erfolgreiche berufliche Laufbahn, während einige mit verschiedenen Problemen wie mangelnden Kommunikationsfähigkeiten, Ablenkbarkeit, schlechtem Gedächtnis, mangelndem Zeitmanagement, mangelnden zwischenmenschlichen Fähigkeiten, Hyperaktivität und Schwierigkeiten bei der Verwaltung komplexer Projekte haben.

Wenn ADHS-Symptome bei Erwachsenen nicht behandelt und berücksichtigt werden, können sie zu noch mehr Herausforderungen führen.  ADHSler sind meist desorganisiert, haben Probleme bei der Verwaltung und Planung der Arbeit und schätzen die Zeit, die für die Erledigung einer bestimmten Aufgabe benötigt wird, schlecht ein. Dies alles führt dazu, dass die Arbeit häufiger zu spät oder im letzten Moment abgegeben wird.

 

Die in PubMed veröffentlichte Studie von Marios Adamou et al. (2013) dokumentiert die Konsensentwicklungskonferenz, die auf einer gemeinsamen internationalen Tagung im Juli 2010 stattfand. Die Konferenz war international ausgerichtet und umfasste Mitglieder aus dem Vereinigten Königreich, dem europäischen Festland und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Die anderen Teilnehmer kamen aus den verschiedensten Bereichen wie Psychiatrie, Arbeitsmedizin, Gesundheitsökonomie und Behindertenberatung. Auf der Konferenz wurden die beruflichen Beeinträchtigungen erörtert, mit denen Erwachsene mit ADHS zu tun haben und wie diese mithilfe einer integrativen Perspektive angegangen werden können. Die Konferenz befasste sich auch mit der Beeinflussung der Politik und der Entscheidungsfindung auf politischer Ebene, um die beruflichen Beeinträchtigungen von Erwachsenen mit ADHS und auch die stigmatisierten Ängste im Zusammenhang mit der Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen im Allgemeinen zu bekämpfen.

Auf der Tagung wurde übereinstimmend festgestellt, dass die derzeitigen Regelungen im Vereinigten Königreich und auf internationaler Ebene für den Umgang mit arbeitsbedingten Schwierigkeiten Schwächen aufweisen.