ADHS und Freundschaft

ADHS und Freundschaft verstehen lernen
ADHS und Freundschaft verstehen lernen

Freundschaften und Beziehungen zu anderen Menschen sind für Menschen mit ADHS in der Regel genauso wichtig wie für neurotypisch entwickelte Menschen. Probleme, die beständige Beziehungen schwierig machen, sind jedoch häufig mit der häufig beschriebenen Andersartigkeit [1] und den häufig auch sozialen Nonkonformitäten und Auffälligkeiten der Betroffenen verbunden. Aus diesem Grund sind Freundschaften von Menschen mit ADHS sowohl im Kindes- als auch im Erwachsenenalter oft nur kurz anhaltend.Die Bedeutung der Beziehungskompetenz nimmt mit zunehmendem Alter ab, ob und wie abweichend der Betroffene insgesamt ist. Stattdessen ist es wichtiger, ob und wie störend oder unreif das Verhalten von anderen empfunden wird. Starke Ausprägungen der Symptome (alle Symptome des Clusters sind betroffen) in Verbindung mit anderen Komorbiditäten wie Depressionen[3] oder Persönlichkeitsstörungen[4] können die sozialen Fähigkeiten erheblich beeinträchtigen und zu Vereinsamung führen, worunter die Betroffenen leiden.

ADHS-Patienten sind häufig Einzelgänger und vermeiden Gruppen, da sie entweder nicht in der Lage sind, mit Gruppendynamiken umzugehen oder weil das hohe Reizniveau in Gruppensituationen sie überfordert und sie schnell überlastet und erschöpft. Wenn sich nicht bereits aufgrund einer akuten Überlastung Desinteresse oder ein Bedürfnis nach Rückzug aus der sozialen Situation ankündigt, besteht die Gefahr, dass der Betroffene von anderen gemieden wird, wenn er sozial unkontrolliert handelt.

Betroffene sind häufiger als neurotypische Menschen von Gruppenausschlüssen und Mobbing im Kindergarten, in der Schule, a der Hochschule oder am Arbeitsplatz betroffen.

Die Betroffenen können sich jedoch durchaus als integre, treue und interessante Freunde und Partner erweisen, wenn sie Anschluss zu Menschen finden, die sie mit ihren Eigenarten akzeptieren können, das umgebende soziale Umfeld stabilisierend wirkt und die Betroffenen nicht überwiegend und dauerhaft überlastet oder dekompensiert sind. Vor diesem Hintergrund scheint es eine direkte Korrelation zwischen dem Schweregrad des symptomatischen Symptoms und der Qualität und dem Umfang des sozialen Lebens zu geben. Siehe auch: Stärken und ADHS.

Die Bedeutung von Freundschaften für die betroffenen Personen

ADHS-Betroffene streben nach einer stabilen sozialen Umgebung, in der sie größtenteils akzeptiert werden. Es ist zu beobachten, dass sich die ADHS-Symptomatik und Sekundärstörungen auch über den jeweiligen sozialen Kontext hinaus verbessern, was die Rolle des psychosozialen Einflussfaktors bei der Ätiologie nochmals zeigt.

Extrafamiliäre Beziehungen neben dem Partner sind besonders wichtig bei erwachsenen Betroffenen, die in der eigenen Familie wenige Ressourcen haben. Dies gilt jedoch nicht nur für ADHS-Patienten, sondern für nahezu alle Menschen.
Probleme sowohl bei Jugendlichen als auch bei Erwachsenen

Der Symptomcluster kann aus Konzentrationsmangel (geringe Aufmerksamkeit und Aufmerksamkeitsspanne, mangelnde Reizfilterung, schnelle Überlastung), Impulsivität (emotionale Überreagbilität, Ungeduld, Aggressionen, emotionale Instabilität) sowie gegebenenfalls Hyperaktivität (starker motorischer Bewegungsdrang, Unruhe) mit sozialen Problemen bestehen, je nachdem, wie ausgeprägt die jeweiligen Symptome beim Individuum sind. Aufgrund des wachsenden Konformitätsdrucks, der mit dem Alter steigt, wird es für die Betroffenen immer schwieriger, sich sozial anzupassen und gegebenenfalls ihre eigenen Bedürfnisse und Charaktermerkmale zu unterdrücken, um nicht negativ aufzufallen.

Der Betroffene betrachtet sein Verhalten als natürlich und entspricht seinen emotionalen Bedürfnissen. Gelegentlich kann dies zu Missverständnissen führen und das Leiden der Betroffenen erhöhen. Die folgenden Beispiele zeigen dies deutlich, indem sie die einzelnen Symptome aus dem Symptomcluster aufschlüsseln:[5]

schlechtes Arbeitsgedächtnis und mangelnde Aufmerksamkeit

Falls ein Betroffener Gesprächen nicht lange folgen kann, wird angenommen, dass er kein Interesse am Gesprächspartner, Arbeitskollegen oder anderen Personen hat.
Wenn der Betroffene überlastet ist und sich aus der Gesellschaft zurückzieht, kann er den Eindruck haben, dass er den/die Interaktionspartner nicht mag oder nicht interessiert.
Wenn der Betroffene verbale oder nonverbale Vereinbarungen nicht einhält, wird er als schlecht, egoistisch oder ignorant angesehen.
Verspätungen, die aufgrund eines fehlenden Zeitgefühls entstehen, geben den Eindruck, dass sie nicht wertschätzt werden.
Missverständnisse und Konflikte können durch nur unvollständig oder falsch wahrgenommene verbale oder nonverbale Aussagen anderer Menschen verursacht werden, insbesondere wenn sie mit den impulsiven Reaktionen des Betroffenen kombiniert werden.
Unvollständige oder selektive Erinnerungen a Themen des Gesprächs (auch beispielsweise Inhalte im Chat können zu Konflikten führen.
Durch kompensatorische Konfabulationen sollen Erinnerungslücken überbrückt werden, was den Betroffenen wenig vertrauenswürdig erscheinen lässt und Außenstehende sich abwenden.

Impulsivität und emotionale Überempfindlichkeit

Das von Außenstehenden impulsiv und attackierend wahrgenommene Verhalten des Betroffenen muss nicht unbedingt von diesem gemeint sein, sondern kann als erhöhtes Temperament interpretiert werden. Missverständnisse können leicht zu einem Konflikt führen.
Die Betroffenen verarbeiten Informationen häufig divergent und geben kontextfremde Antworten.
Impulsive Reaktionen, die Anfeindungen, Beleidigungen oder sogar körperliche Übergriffe beinhalten können, können auch langjährige Freundschaften in kurzer Zeit zerbrechen lassen oder gegebenenfalls frühzeitig dazu führen, dass Bekanntschaften oder Peers abgelehnt werden.
Auf Distanzloses Verhalten, das die Betroffenen auch nach nonverbalen oder verbalen Hinweisen nicht regulieren können, reagieren Außenstehende mit Abwendung oder klarer Abgrenzung, was die Betroffenen verletzt.
Wenn Betroffene in bestimmten Situationen nicht in der Lage sind, unangemessene oder unpassende Äußerungen zu vermeiden, wird das Umfeld unverständnisssvoll und unzufrieden.
Falls Personen, die betroffen sind, glauben, dass sie unfair behandelt werden, sind sie eher geneigt, Rechthaber zu werden und gegebenenfalls auch zu Machtkämpfen zu führen, die inhaltlich nicht relevant sind.

Hyperaktivität in der Motorik

Außenstehende empfinden einen ständigen Bewegungsdrang als störend und irritierend.
Ein ausgeprägtes Mitteilungsbedürfnis, auch bekannt als Logorrhoe, wird als störend, egozentrisch oder wichtigtuerisch angesehen und führt dazu, dass man sozial ausgeschlossen wird.

ADHS-Patienten haben nicht alle der genannten Eigenschaften, und die Beispiele beschränken sich nicht nur auf ADHS. ADHS-Patienten haben jedoch häufiger eine Kombination aus dem spezifischen Symptomkomplex als die Allgemeinbevölkerung. Die Häufigkeit und Ausprägung der exemplarisch genannten Verhaltensweisen bestimmt subjektiv und dimensional, ob sie als störend empfunden werden.

Das Problemspektrum im sozialen Kontext wird durch sekundäre Komorbiditäten erheblich erweitert. Insbesondere Depressionen mit negativen Selbstkonzepten, Persönlichkeitsstörungen (histrionisch, dissozial, selbstunsicher, abhängig, narzisstisch, emotional-instabil etc.)[6] sowie Abhängigkeitserkrankungen beeinträchtigen die soziale Fähigkeit des Betroffenen stark. Sie wirken sich auch wechselseitig zuspitzend auf die Gesamtproblematik und Symptome des Betroffenen aus.
Kinderbeschwerden
Soziale Phobie wird häufig als Sekundärstörung identifiziert, insbesondere beim vornehmlich unaufmerksamen Subtyp.Sie stammt hauptsächlich aus früheren, auch traumatischen sozialen Erfahrungen wie Ausgrenzung und Mobbing.

Die sozialen Probleme, die durch ADHS verursacht werden, ähneln den oben genannten Problemen bei Jugendlichen und Erwachsenen. Es ist möglich, sie qualitativ in den Bereich der Kinder zu übertragen. Es ist häufig schwieriger, das Verhalten in der Therapie oder im Training anzupassen, da Kinder weniger reflektiert sind als Erwachsene und das Ursache-/Wirkungsverhältnis ihres Verhaltens noch nicht richtig einschätzen können.

Auch wenn Gleichaltrige wie andere Kinder im Kindergarten oder Klassenkameraden über die Diagnose Bescheid wissen, sind Kinder und junge Jugendliche mit ADHS stigmatisiert. Kinder und Jugendliche mit ADHS-Diagnose sind aufgrund des stigmatisierten Labels sehr gefährdet, aus der Gemeinschaft ausgeschlossen zu werden.Auch: Stigmatisierung und ADHS.
Soziale Isolierung

Menschen mit ADHS entwickeln häufig früh ein ausgeprägtes Prokrastinations- oder Vermeidungsverhalten, das sich häufig auf soziale Situationen bezieht, um ihre dysfunktionalen Grundannahmen und Verhaltensschemata zu kompensieren. Erwachsene ziehen sich in die Wohnung zurück und vermeiden Situationen, in denen ihre soziale Kompetenz auf die Probe gestellt werden könnte, während sich die Neigung zur sozialen Vermeidung im Kindergarten- und Schulalter in der Verweigerung des Tagesstätten- oder Schulbesuchs zeigt. In der Regel werden Situationen vermieden, in denen es wahrscheinlich ist, erfolglos zu bleiben, blamiert zu werden oder sich unwohl zu fühlen. Dieser unzureichende Kompensationskomlex führt zu einem sich wechselseitig verstärkenden Problemkonglomerat: Die Betroffenen vereinsamen sich, andererseits nehmen die negativen sozialen Erfahrungen aufgrund von negativen Grundannahmen und Erwartungshaltungen zu und verstärken die sozialen Ängste, bis hin zur pathologischen sozialen Phobie.

Siehe auch: Umgang mit ADHS.
Freundschaften mit Menschen mit ADHS schließen

Die sozialen Interaktionsmuster von Menschen mit ADHS sind ähnlich verschieden wie die der Allgemeinbevölkerung. Es gibt einige Besonderheiten, die bei Menschen mit ADHS häufiger beobachtet werden können. Es gibt Betroffene, die sich schnell für neue Menschen begeistern und Idealisierungen verfallen können, wenn ihnen der Eindruck entsteht, dass sie ein besonders hohes Maß a Gemeinsamkeiten mit der neuen Bekanntschaft teilen. Infolgedessen fühlen sich Außenstehende überfordert und distanzieren sich, was sie verunsichert oder verletzt und gegebenenfalls zu einer spontanen Konfrontation verleitet. Es ist möglich, dass Beziehungen, die früher ein großes Potenzial hatten, ebenso schnell zerfallen können. Es ist wichtig, die Attribuierungsmuster von Menschen mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung oder narzisstischem Persönlichkeitsanteilen deutlich zu unterscheiden. Während sich der ursprüngliche Idealismus von narzisstischen Persönlichkeiten in der Regel zu einer diametralen Abwertung entwickelt, weicht dieser bei Betroffenen mit reiner ADHS auf lange Sicht eher von Enttäuschung, Verletzung und Schuldgefühlen ab.

Es ist möglich, dass Betroffene neuen Menschen mit besonderem Misstrauen oder Pessimismus begegnen, insbesondere wenn sie bereits viele negative Erfahrungen mit sozialer Ausgrenzung oder Mobbing gemacht haben. Da sie häufig nicht ausreichend einschätzen können, wie andere zu ihnen stehen, wünschen sie sich bereits in frühen Stadien der freundschaftlichen Beziehungen Aussprachen, die weit über die üblichen nonverbalen und verbalen Signale hinausgehen. Oftmals überfordert dies auch das Gegenüber, hinterlässt einen ungewöhnlichen Eindruck und führt dazu, dass der andere sich abgrenzt.

Die Betroffenen sind dankbar und erkennen klar, wenn ihnen kein "Verhaltensausrutscher" oder Gefühlsausbruch angekreidet wird, selbst wenn sie selbst oft das Verhalten anderer kritisieren. Das Tolerieren von Verhaltensfehlern ist ein Verhalten, das die Betroffenen von anderen nicht gewohnt sind, daher ist es für sie umso überraschender, wenn sie nicht gescholten, ausgegrenzt oder bestraft werden.[9]
Umgang mit Menschen mit ADHS mit Freundlichkeit

Freundschaften mit Menschen mit ADHS können durchaus bereichernd und interessant sein und eine ungewöhnliche Art von Freundlichkeit haben. Es ist möglich, dass gemeinsame Erfahrungen mit Betroffenen unvorhersehbar und ungewöhnlich sind. Bei gemeinsamen Aktivitäten werden häufig neue Wege eingeschlagen, die zuvor nicht abzusehen waren. Es kann zu unerwünschten Erfahrungen führen, die nicht immer wünschenswert sind. Beispielsweise ist das Risiko von Unfällen bei Menschen mit ADHS deutlich erhöht[10] (siehe auch: ADHS und Straßenverkehr). Allerdings gibt es nicht selten Erzählungen, die ähnlich sind und noch Jahre später Diskussionsstoff bieten können.

Trotzdem ist es nicht immer einfach, freundschaftliche Beziehungen zu den Betroffenen zu pflegen. Menschen, die nicht oder nicht ausreichend über ADHS und seine typischen Symptome Bescheid wissen, können das syndromtypische Verhalten der befreundeten Betroffenen irritierend oder unangenehm finden. Es gibt einige Aspekte im Freundeskreis, die für Freunde der Betroffenen klärend sein können (siehe auch: Psychoedukation). Hier sind einige Beispiele, die in verschiedenen Situationen nützlich sein können:

Oftmals sind den Betroffenen unverständliche Verhaltensweisen und unpassende Reaktionen oder Antworten nicht bewusst. Wenn Sie das Verhalten nicht nachvollziehen können (siehe auch: Divergentes Denken), haken Sie (möglicherweise nicht vorwurfsvoll) nach.
Verstehen Sie Verhalten, das Ihnen grenzüberschreitend erscheint, nicht als Respektlosigkeit, sondern als Ausdruck der Störung. Sprechen Sie mit dem Betroffenen in einem persönlichen Gespräch über sein Verhalten und teilen Sie ihm – am besten unter Verwendung bewertungsfreier Ich-Botschaften)[11] Ihre Erfahrungen mit seinem Verhalten und Ihre Emotionen darüber.
Insgesamt sollten Sie versuchen, unangemessenes Verhalten so wenig wie möglich persönlich zu nehmen. Viele Verhaltensweisen, die für Außenstehende unverständlich sind oder zunächst überflüssig erscheinen, sind oft Teil eines Bewältigungsschemas, das gegebenenfalls eine bedeutende kompensatorische Funktion für den Betroffenen hat.
Versuchen Sie nach Möglichkeit, selbst Ruhe zu bewahren, um die Situation nicht weiter zu verschärfen, wenn der ADHS-betroffene Freund impulsiv oder aggressiv reagiert. Gewähren Sie dem Betroffenen die Möglichkeit, sich zu beruhigen oder gegebenenfalls zurückzuziehen.
Bei ADHS ist impulsiv häufig nicht gleichbedeutend mit aggressiv: Prüfen Sie, ob sich der Betroffene nur oberflächlich aufregt oder tatsächlich eine aggressive und emotionsgeladene Ausdrucksform zeigt.
Gehen Sie nicht in Machtkämpfe ein und versuchen Sie, den Betroffenen nicht durch Ignoranz oder Missachtung zu bestrafen. Da dies eine Regulationsleistung ist, die sie selbst viel Kraft und Überwindung kostet, empfinden Betroffene es als besonders rücksichtsvoll und wertschätzend, wenn ihr Gegenüber sich seinerseits um Zurückhaltung bemüht.
Nehmen Sie den Betroffenen nicht direkt aus Ihrer Gegenwart zurück. Menschen mit ADHS sind schnell überreizt, insbesondere in Gruppensituationen; Der plötzliche Rückzug ist auch ein Coping-Mechanismus, um die aktuelle Überreizung zu kompensieren.
Wenn Ihnen bekannt ist, dass Ihr betroffener Freund sich mit wenig reizintensiven oder ruhigen Aktivitäten und Beschäftigungen schwertut, versuchen Sie, entsprechend kompromisslos zu planen.
Versuchen Sie zu verstehen, dass Ihr Freund lieber allein mit Ihnen als mit Ihren Freunden und Bekannten unternimmt. Viele Betroffene empfinden Gruppensituationen als unangenehm und konfrontierend. Da das soziale Bedrohungs- und Überwältigungsempfinden des Betroffenen jedoch tagesformabhängig schwanken kann, können Sie immer wieder gemeinsame Unternehmungen mit anderen anbieten.
Falls Sie den Eindruck haben, dass sich ihr Freund auf Ihre Kosten lustig macht und es als störend oder undistanziert empfinden, versuchen Sie, das Verhalten zu ignorieren oder es unter vier Augen zu besprechen. Informieren Sie Ihren Freund, dass es Sie stört. Verhindern Sie, dass Betroffene überempfindlich empfinden und entsprechend impulsiv reagieren, da dies zu einem Austausch tiefer Verletzungen führen kann.

Die genannten Ratschläge besagen nicht, dass Sie jegliches Fehlverhalten grenzenlos akzeptieren sollten oder müssen. Es ist wichtig, dass Freunde und Angehörige in angemessenen und notwendigen Maßen persönliche Grenzen setzen und deutlich machen und ihre Achtung fordern, um ihre Gesundheit zu erhalten. Darüber hinaus kann ADHS keine Immunisierung gegen Verhaltenskritik und keine universelle Entschuldigung für jedes Fehlverhalten darstellen. Sie zeigen eher praktische Beispiele, die in zahlreichen Situationen mit den Betroffenen zu Verwirrung und Auseinandersetzungen führen können. Es fällt in der Regel weniger schwer, in den entsprechenden Situationen Fassung zu bewahren und ohne Konflikt oder weitere Eskalation mit der Tagesordnung fortzufahren, wenn Außenstehende verstehen, dass zahlreiche Verhaltensaspekte der Betroffenen Teil des Symptomspektrums oder einer störungsbedingten Bewältigungsstrategie sind, die nicht als Ausdruck persönlicher Aversionen oder Respektlosigkeit gewertet werden sollten.
Reduzierte Resistenz gegenüber emotionalen Signalen im Verhalten

Sowohl Kinder als auch Erwachsene mit ADHS reagieren weniger auf emotionale Belastungen von anderen, wie Lehrern oder Bezugspersonen.Das bedeutet, dass Menschen mit ADHS nicht ausreichend auf die negativen Rückmeldungen anderer reagieren und unerwünschtes oder störendes Verhalten so lange fortsetzen, bis ein emotionaler „Super-Reiz“ ausgelöst wird, wie beispielsweise ein schreiender Lehrer oder ein(e) Partner(in), der in verzweifelter Wut das Weite sucht und die Tür hinter sich zuknallt. Obwohl die Betroffenen wissen, dass sie sich nicht angemessen oder erwartungsgemäß verhalten haben, sind sie nicht sicher, wann das Gegenüber das Verhalten als grenzüberschreitend empfunden hat. Es ist von großer Bedeutung, dass man den Betroffenen verbal klar sagt, wenn man mit einem Verhalten nicht einverstanden ist.
Verzichten auf Stigmata

ADHS wird häufig mit Stigmata gekennzeichnet, die durch gesellschaftlich negative Attributionen und Implikationen geprägt sind. Während es in der Gesellschaft immer mehr Verständnis und soziale Unterstützung für körperliche Behinderungen und Einschränkungen gibt, werden psychische Störungen und Probleme häufig als „hausgemacht“, weniger belastend oder – wie bei ADHS – sogar als nicht existent angesehen oder als „faule Ausrede“.Außerdem können Auswirkungen wie Verbrechen, "schlimmige Kinder", "Traumsuse" oder "Alleinunterhalter" auftreten. Von der Kindheit a wirken diese Stigmata bei den Betroffenen häufig lebenslang, können gegebenenfalls Identitätskonflikte darstellen und das Thema ADHS zu einem wunden Punkt machen. Es ist empfehlenswert, als Freund oder Angehöriger festzustellen, ob der Betroffene überhaupt mit ADHS in Verbindung gebracht werden möchte. Einige Menschen mit ADHS-Diagnose identifizieren sich als neutral oder sogar sehr positiv (siehe auch: Selbstwertdienliche Verzerrungen) und fühlen sich positiv verstärkt, während andere sich als „ADHSler“ identifizieren möchten.

Last but not least besteht im Zusammenhang mit dem Label ADHS auch ein hohes Risiko für Missbrauch in Freundeskreisen, beispielsweise durch einseitige Schuldzuweisungen. Im Konfliktfall besteht insbesondere das Risiko ungenauer und ungerechter Zuschreibungen wie "Streitsüchtigkeit" und ähnliche Attributionen, die im Zusammenhang mit ADHS häufig als Stereotypisierungen bezeichnet werden. Dies gilt unabhängig vom individuellen Charakterprofil. Kommentare wie "Du hast wahrscheinlich deine ADHS erneut nicht kontrolliert!" "Du bist wieder so unruhig - hast du deine Pillen erneut nicht genommen?" Es wäre ein Beispiel für den Missbrauch und die Stigmatisierung der ADHS-Diagnose in Konfliktsituationen, in denen der Betroffene als Projektionsfläche missbraucht wird. Es gibt Projektionsflächen im Zusammenhang mit der Einnahme von Medikamenten, die die Erwartungen der Betroffenen an ihre Selbstwirksamkeit verringern und negative Glaubenssätze fördern, wie beispielsweise dass der Betroffene ohne Medikamente keine Chance hat, ein "liebes Kind" oder ein liebevoller, rücksichtsvoller Partner zu sein.

Obwohl sie zunächst harmlos erscheinen, können Bemerkungen wie "unser kleines ADHS-Monster sorgt mal wieder für Unruhe", "Zappelphilipp hat mal wieder seine fünf Minuten" oder "das ist eben typisch für unsere kleine Traumsuse" auch Kinder und Jugendliche emotional invalidieren, stigmatisieren und nachhaltig negativ in ihrer Identitätsentwicklung beeinträchtigen.[140]

Siehe auch: ADHS in der Gesellschaft und Selbstwahrnehmung von ADHS-Betroffenen sowie Stigmatisierung.
Wie Menschen mit ADHS Freundschaften schließen können

Es ist von großer Bedeutung für die Betroffenen, durch Selbstbeobachtung und Therapie[15] zu lernen, sich ihrer syndrombedingten Probleme bewusst zu werden und diese angemessen zu kontrollieren. Sie müssen verstehen, dass die meisten anderen Menschen wahrscheinlich anders wahrnehmen als sie selbst, und versuchen, die Bedeutungen verbaler und nonverbaler Zeichen zu verstehen. Die Erwartung a die Beziehung und das Problem der mangelnden Fähigkeit zum Bedürfnisaufschub (Adronitis) sind zwei wichtige Faktoren hinsichtlich der Impulsivität [16]. Beziehungen benötigen Zeit, um sich zu entwickeln. Persönliche Gemeinsamkeiten können ein gutes Fundament für eine Freundschaft bilden, aber sie stellen nichts über die bereits bestehende Solidität der Beziehung aus. Erst nach einiger Zeit entsteht sie durch gemeinsame Erfahrungen, Erlebnisse und Gespräche. Die Entwicklung einer realistischen Selbsteinschätzung und -wahrnehmung und der Wahrnehmung anderer ist ebenfalls von großer Bedeutung.

Da es momentan keine persönlichen Ressourcen gibt, ist es für Betroffene besonders schwierig bis unmöglich, neue Freundschaften zu schließen, insbesondere wenn die Symptome stark ausgeprägt sind und begleitende Störungen vorliegen. Es ist wichtig, dass die Behandlung darauf abzielt, die Symptomatik objektiv zu verbessern, indem sie beispielsweise durch kognitive Verhaltenstherapie oder Training (z.B. Es ist möglich, die Sozialkompetenz durch Impulskontrolltraining)[17] zu verbessern. Expertencoaching kann auch helfen, bestimmte Verhaltensmuster zu optimieren und Wahrnehmungsstile zu reframen. Medikamente können nicht nur Verhaltensdefizite verbessern, sondern auch die Sozialkompetenz verbessern. Eine medikamentöse Unterstützung kann insbesondere bei starken Symptomen unterstützend und in besonders schweren Fällen sogar erst notwendig sein, um die entsprechenden Bereiche erfolgreich therapeutisch zu behandeln.

Außerdem ist es wichtig, in der multimodalen Therapie sinnvolle Konpensationsmuster zu vermitteln. [18] Durch die Bereitstellung positiver Erfahrungen soll das angewöhnte Vermeidungsverhalten durch positive Selbstzuschreibungen und Selbstwirksamkeitserwartungen ersetzt werden, die eine kognitive Restrukturierung ermöglichen. Es ist wichtig, den Betroffenen zu vermitteln, dass es sinnvoll und bereichernd ist, offen für neue Freundschaften und einen differenzierten Blick auf das Gute in anderen Menschen zu haben.

ADHS und Freundschaft Zusammenfassung

Schließlich ist es wichtig, dass Betroffene berücksichtigen, wann es angemessen ist, neue Menschen über ihre eigenen Besonderheiten und eventuellen Schwierigkeiten aufzuklären und ob dies überhaupt erforderlich ist. Durch die Information über die eigene Betroffenheit können Missverständnisse und Konflikte vermieden werden. Des Weiteren kann das Verständnis der spezifischen Merkmale des Betroffenen dazu beitragen, die freundschaftlichen Beziehungen zu stabilisieren, was es auch Menschen mit ADHS ermöglicht, langjährige, wertvolle Freundschaften zu schließen und zu erhalten.