Mahone und Denckla (2017) definieren die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) als Verhaltensmuster der Hyperaktivität, Impulsivität und Unaufmerksamkeit. Eigenschaften (wie Hyperfokus und Kreativität), die Menschen mit ADHS nachgewiesen werden konnten, bieten große Vorteile. Ashinff und Abu-Akel (2019) beschrieben, dass Hyperfokus ein Phänomen ist, das die vollständige Absorption einer Person in eine bestimmte Aufgabe bis zu einem Punkt beschreibt, an dem er/sie alles andere zu ignorieren oder "auszublenden" scheint. Hyperfokus wird meist im Zusammenhang mit Autismus, Schizophrenie und der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung erwähnt.
Hupfeld, Abagis, Osborne und Tran (2022) stellten fest, dass jeder Mensch hyperfokussieren sein kann, insbesondere wenn er/sie mit etwas beschäftigt ist, das ihn/sie interessiert. Menschen mit
ADHS berichten jedoch, dass sie häufiger so empfinden.
Der Name Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom, deutet darauf hin, dass diese Menschen nicht über genügend Aufmerksamkeit verfügen würden.
Obwohl Betroffene also durchaus über die Fähigkeit verfügen, sich intensiv auf etwas zu konzentrieren, haben sie Schwierigkeiten damit diese Funktion zu kontrollieren. Bei einer
vermeintlich unliebsamen Aufgabe wie einer Mathehausaufgabe, kann es also sein, dass sie sich leichter ablenken lassen.
Indes können solche Individuen einer Aufgabe wie dem Spielen eines Videospiels enorm viel Aufmerksamkeit schenken. Es kann sein, dass sie 12 Stunden am Stück spielen und dabei völlig vergessen,
was um sie herum passiert.
Warum ist ADHS eine Stärke?
Gawrilow und Goudarzi (2019) haben dokumentiert, dass Menschen mit ADHS als spontan, neugierig, enthusiastisch, wissbegierig, lebhaft und witzig wahrgenommen werden.
Eine in der Zeitschrift Child Neuropsychology veröffentlichte Studie belegt, dass eine ADHS-Stichprobengruppe ein höheres Maß an Kreativität zeigte, als eine Gruppe ohne ADHS, wenn sie gebeten
wurde, bestimmte Aufgaben auszuführen, die kreatives Geschick erforderte.
Gawrilow und Goudarzi (2019) beschreiben, dass Unaufmerksamkeit und Impulsivität die beiden Symptome von ADHS sind, die einen Zusammenhang zwischen ADHS und Kreativität erzeugen.
Sie zeigen, dass Menschen mit ADHS eine Unaufmerksamkeit zeigen, die dazu führt, dass die Gedanken von einer Aktivität oder der Umgebung abschweifen. Dieses Abdriften kann zu neuen, nützlichen
und kreativen Ideenspiralen führen.
Auf der anderen Seite sind solche Menschen impulsiv und risikobereit. Sie sind bereit, sich ohne Angst auf neue Dinge und Situationen einzulassen, was ihre Kreativität weiter fördert.
In einer ihrer Studien baten die Forscher die Teilnehmer, Tiere der Erde zu zeichnen, aber die ADHS-Teilnehmer zeichneten Tiere, die sich von den Tieren der Erde unterschieden und dazu genutzt
wurden, um einen Spielzeughersteller mit neuen Ideen zu beliefern.
Sedgwick, Merwood und Asherson (2018) führten eine qualitative Untersuchung von erfolgreichen Erwachsenen mit ADHS durch. Sie verwendeten offene Interviews, um Daten für die Studie zu
sammeln. Sie dokumentierten, dass Verhaltensmerkmale von ADHS nicht in binärer Form zu finden sind, sondern auf einem Spektrum und Kontinuum existieren. Das bedeutet, dass einige ADHS-Aspekte
eher adaptiv als beeinträchtigend sind. Sie fügten jedoch hinzu, dass zur Klärung dieser Beobachtungen weitere Forschungsarbeiten erforderlich sind.
Sie ermittelten sechs Kernthemen zu den positiven Aspekten/Vorteilen von ADHS: kognitive Dynamik, Mut, Energie, Menschlichkeit, Widerstandsfähigkeit und Transzendenz, die sie aus 19 Unterthemen
ableiten. Diese Themen wurden mit den Attributen verglichen, die im Handbuch Charakter, Stärken und Tugenden (CSV) erwähnt werden, und dem Bereich der positiven Psychologie zugeordnet sind.
Sie stellten fest, dass zwei Kernthemen (kognitive Dynamik und Energie) in der CSV nicht als Tugenden erwähnt werden. Darüber hinaus wurden sechs Unterthemen (divergentes Denken, Hyperfokus,
Nonkonformismus, Abenteuerlust, Selbstakzeptanz und Sublimierung) bei den Verhaltensmerkmalen nicht erwähnt. Sie schlugen diese Konstrukte als positive Aspekte vor, die sich auf ADHS beziehen,
und andere Konstrukte als positive Aspekte, die sich auf Menschen im Allgemeinen beziehen, mit oder ohne ADHS. Sie boten einen Einblick in positive menschliche Qualitäten, Eigenschaften oder
Aspekte von ADHS, die dazu beitragen, dass das Leben mit ADHS besser zu verstehen.
Macht ADHS Sie klüger?
Legg und Fletcher (2019) zeigen, es gibt jedoch keine Korrelation zwischen ADHS und Intelligenz. Wood et al. (2011) dokumentierten, dass der IQ-Wert von Menschen mit ADHS ebenfalls zwischen hoch,
durchschnittlich und niedrig liegt.
ADHS kann das Funktionieren einer Person in der Schule oder am Arbeitsplatz beeinträchtigen. Dies kann zu einer Beeinträchtigung bei der Erledigung von Routineaufgaben führen, was die Menschen zu
der Annahme veranlasst, dass diese Menschen einen niedrigeren IQ haben. Sie schlugen vor, dass die Diagnose und Behandlung von ADHS für alle Kinder unabhängig von ihren kognitiven Fähigkeiten
erfolgen sollte.